An alle Engagierten und politischen Akteure im Exil, die einen Wandel in Iran anstreben:
Der Aufbau einer politischen Kultur und aktives politisches Engagement sind – wie alle gesellschaftlichen Prozesse – Projekte, die auf drei zentralen Säulen beruhen: Zielsetzung, Zeitmanagement und konkrete Umsetzung. Der Erfolg oder Misserfolg solcher Vorhaben hängt maßgeblich von der ständigen Überprüfung und Anpassung dieser drei Faktoren an sich verändernde Rahmenbedingungen ab.
Nach rund drei Jahren politischer Aufbauarbeit im Exil, mit dem Ziel, eine aktive Bewegung zur Unterstützung der Proteste im Iran zu formen, ist es nun an der Zeit, die aktuelle Situation zu analysieren und das Potenzial dieser Bewegung kritisch zu bewerten.
Ein kurzer Blick zurück:
In der jüngeren Geschichte Irans haben drei politische Strömungen das Geschehen wesentlich geprägt: religiöse Kräfte, sozialistische Linke und monarchistische Gruppen. Die religiöse Bewegung wuchs ursprünglich in enger Verbindung mit der Monarchie, übernahm schließlich selbst die Macht und verdrängte die anderen beiden Strömungen. In den letzten Jahren hat die politische Religion jedoch stark an gesellschaftlicher Akzeptanz verloren, während die verbliebenen beiden Lager – zerstreut und ohne strukturelle Organisation – weitgehend isoliert weiterexistierten. Ihre historische Gegnerschaft, die über Generationen hinweg gepflegt wurde, verhindert bis heute jede ernsthafte Annäherung.
Nach Jahrzehnten sozialer und wirtschaftlicher Krisen wandte sich die Bevölkerung zunächst Reformbewegungen oder halbstaatsnahen Initiativen zu – doch diese enttäuschten auf ganzer Linie. Aus dieser Desillusionierung heraus entstand ein neuer Impuls: die Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“.
Diese Bewegung brachte mit ihrer parteiunabhängigen, spontanen Dynamik frischen Wind in die politische Landschaft. Viele Menschen ohne vorherige politische Erfahrung schlossen sich an – und auch altgediente politische Kräfte verschiedener Lager sahen in ihr eine Möglichkeit der Annäherung. Doch es fehlte an klaren Strukturen, praktikablen Konzepten und einer verbindenden Strategie. Die tiefen ideologischen Gräben der letzten hundert Jahre wirkten weiter und verhinderten die Etablierung eines modernen politischen Thinktanks.
Diese Einschätzung ist keineswegs als Kritik gemeint, sondern als nüchterne Analyse. Der Autor dieses Textes steht der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ sehr nahe und ist überzeugt, dass die Entwicklung einer modernen politischen Denkkultur eine Grundvoraussetzung für den gesellschaftlichen Fortschritt ist. Aber dieser Prozess braucht Zeit, Austausch und Geduld.
Die zentrale Frage aber bleibt: Können wir es uns leisten, auf ideale Bedingungen zu warten, während das Regime weiterhin täglich Menschen unterdrückt, plündert und das Land zerstört?
Wie bereits erwähnt, spielt der Zeitpunkt – neben der
Zielsetzung – eine entscheidende Rolle. Politische Gelegenheiten vergehen schnell. Wer sie nicht nutzt, riskiert, dass sich die alte Ordnung wieder stabilisiert.
Heute befindet sich das islamische Regime in einer seiner schwächsten Phasen seit seiner Gründung. Diese Situation ist eine historische Gelegenheit, Druck aufzubauen. Doch es ist klar: Diese Schwäche wird nicht von Dauer sein. Die Machthaber arbeiten bereits an ihrer Reorganisation. Selbst ein Rückzug des derzeitigen „Oberhauptes“ könnte Teil einer Strategie sein, um das System langfristig zu erhalten. Deshalb ist es entscheidend, dass die Kräfte, die für einen Regimewechsel eintreten, jetzt handeln – bevor das System sich erneut stabilisiert.
Ein zentrales Problem bleibt jedoch bestehen: Es fehlt eine koordinierte Struktur – und ohne internationale Unterstützung ist ein echter Wandel kaum vorstellbar.
Vor allem die Rolle westlicher Demokratien – allen voran der
USA – wird in diesem Zusammenhang entscheidend sein. Während China und Russland das islamische Regime aktiv stützen, ist ein Regimewechsel nur denkbar, wenn es gelingt, auch international ausreichend politischen Rückhalt zu gewinnen.
Doch bei Gesprächen mit internationalen Akteuren zeigt sich ein weiteres Problem: Die Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ hat keine klar benannten Repräsentant*innen, die als verlässliche Gesprächspartner auftreten. Über die Gründe für dieses Defizit ließe sich lange diskutieren – doch diese Diskussion würde uns wieder in die Sackgassen der Vergangenheit führen. Der Zeitpunkt ist gekommen, mit den Ressourcen, die vorhanden sind, zu arbeiten. Wer in der Hoffnung auf bessere „Spielsteine“ untätig bleibt, riskiert, entscheidende Chancen zu verspielen.
Vor diesem Hintergrund hat der Verein „Woman Life Freedom e.V.“ in Essen (Deutschland) – nach intensiven Gesprächen mit gleichgesinnten Organisationen – beschlossen, die politischen Aktivitäten von Reza Pahlavi zu unterstützen.
Er ist derzeit die einzige Person, die über die nötigen Kontakte und Möglichkeiten verfügt, einen Dialog mit westlichen Entscheidungsträgern zu führen. Diese Unterstützung ist nicht als Unterstützung für ein monarchistisches System zu verstehen, sondern als strategisches Bündnis im gemeinsamen Ziel des Regimewechsels.
Wir befinden uns damit in der Phase der „konkreten Umsetzung“.
Dabei ist wichtig zu betonen: Die Unterstützung für Reza Pahlavi bedeutet nicht, dass sich die politischen Aktivist*innen aus dem Prozess zurückziehen. Im Gegenteil – nur durch eine aktive und lebendige Zivilgesellschaft wird es überhaupt möglich sein, politischen Druck aufzubauen, der auf internationaler Ebene Wirkung entfalten kann.
Zusammenfassung der Strategie:
- Zielsetzung: Entmachtung des islamischen Regimes
- Zeitfenster: Aktuelle Schwächephase des Regimes – voraussichtlich auf wenige Monate begrenzt
- konkrete Umsetzung (Maßnahmen im Ausland):
- Fortsetzung der Aufklärungsarbeit in den Gastländern
- Forderung an westliche Regierungen, die Zusammenarbeit mit dem Regime zu beenden
- Aufforderung an die EU, die Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen
- Finanzielle und ideelle Unterstützung der Menschen im Iran
- Offizielle Positionierung von Reza Pahlavi als Koordinator und Sprecher der Exil-Opposition
Der Verein „Woman Life Freedom e.V.“ in Essen ruft alle Organisationen, deren oberstes Ziel der Sturz des islamischen Regimes ist, zur Kontaktaufnahme und zum Dialog auf.
Interessierte können ihre Perspektiven und Vorschläge per Mail einreichen. Nach der Auswertung wird es gemeinsame Online-Treffen geben: info@wlf-essen.de
Wichtig: An den weiteren Gesprächen und Treffen können ausschließlich Organisationen teilnehmen, die offiziell bei den zuständigen staatlichen Stellen registriert sind.
Mit solidarischen Grüßen
Davood Hosseini
Vorsitzender des Vereins